J. P. Mullers Einfluss auf die Pilates Methode

Geschichte

29. Aug.

Im letzten Beitrag habe ich mich mit dem Einfluss von Eugen Sandow auf die Welt der Körperkultur und Joseph Pilates beschäftigt. In diesem Beitrag befasse ich mich mit der Arbeit von J. P. Muller, dessen Arbeit sicherlich einen größeren Einfluss auf Pilates hatte.

Jørgen Peter Müller (1866-1938) war ein in Dänemark geborener Gymnastikpädagoge und Schriftsteller, der sein eigenes Übungssystem entwickelte. Er war nicht verwandt mit Eugen Sandow (Friedrich Wilhelm Müller), der im vorherigen Beitrag erwähnt wurde.

Eines von J. P. Mullers Büchern, "Mein System", wurde 1904 veröffentlicht und vermittelte seine Ansichten über Gesundheit und Bewegung und wurde seinerzeit ein Bestseller. Muller betonte Übungen mit dem eigenen Körpergewicht, Dehnungen und Atemübungen. Interessanterweise heißt eine der Übungen in seinem Buch Slow Leg Circle, die dem One Leg Circle von Pilates sehr ähnlich ist. Im Muller-System geht diese Übung in einen doppelten Beinkreis über, der dem Hip Twist von Pilates sehr ähnlich ist.

Muller's Buch kann über den folgenden Link eingesehen werden:

https://archive.org/details/MySystemByJ.P.Muller/mode/2up

Muller war in ganz Europa bekannt und zog 1912 nach London, um ein Institut für Körperkultur zu eröffnen.

Während man davon ausgehen kann, dass Joseph Pilates Eugen Sandow gekannt hat, war es sehr wahrscheinlich, dass Joseph Pilates nicht nur J. P. Muller kannte, sondern auch sehr vertraut mit dessen Arbeit war.

Muller war in der Turnbewegung sowohl in Dänemark als auch in Deutschland einflussreich.

Im Internierungslager Knockaloe war nicht nur der Turnverein (deutsche Gymnastik) beliebt, sondern auch das Muller-System war sehr präsent und wurde von einigen der Internierten praktiziert. Wir wissen, dass Joseph Pilates mit seinem Vater (der Turner war) geturnt hat und auch später in Knockaloe das Muller-System gekannt und gesehen, wenn nicht gar praktiziert hat.

In der Knockaloe-Lagerzeitung "Lager Echo" vom 15. September 1917 heißt es:

"Ausserdem gab es mehrere Abteilungen, die sich neben Freiuebungen auch mit dem System “Mueller” beschaeftigten."

(Anmerkung: Die englischen Druckmaschinen erlaubten offensichtlich nicht die Verwendung von Umlauten)

Hier eine Anzeige aus derselben Camp-Zeitung vom 15. Dezember 1916, in der täglicher Unterricht im Muller-System von 13.30 bis 15.30 Uhr angekündigt wird