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First Mens´Pilates Clinic mit Moses Urbano

Tony Rockoff aus Hamburg, Fredrik Prag aus Malmö/Schweden, Moses Urbano aus San Diego/USA, Toni Manzanares aus Barcelona/Spanien und Reiner Grootenhuis aus Tönisvorst :-x

Pilates für Männer ist seit langer Zeit ein Herzensthema für mich. Kein Wunder, bin ich doch als Mann bei Pilates Konferenzen und Workshops quasi ein Exot.
Immerhin, Joseph Pilates der Begründer der Methode, war ein Mann und seine Kunden waren zur Hälfte Männer. Also zumindest in der Anfangszeit der Methode von 1926 bis 1967 in Joseph Pilates Studio war Pilates auch Männersache. Irgendwann im Fitnessboom der 90er Jahre ist Pilates dann in die Ecke von "Bauch, Beine, Po" gerutscht und zumindest in den Köpfen der meisten Männer dort geblieben. Leider hat dieser Boom der Pilatesmethode nicht ausschließlich gut getan und vieles, was heute als Pilates verkauft wird, hat nur wenig mit der ursprünglichen Methode zu tun. Selbst auf professionellen Pilates-Videoplattformen wie Pilates & Friends geht es sehr weiblich zu und Videos mit den meisten Likes tragen Titel wie "Fascial Dance" und "Magic Flow".
Ein anderer Aspekt der Feminisierung der Pilates Methode ist, dass es oft an männlichen Vorbildern fehlt. Pilates sieht korrekt ausgeführt von vornherein schon von Mensch zu Mensch unterschiedlich aus. Und natürlich gibt es auch große Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Und genau hier setzte Moses Urbanos "1. Mens' Pilates Clinic" an.

Mit dabei waren neben mir Fredrik Prag (45) aus Malmö/Schweden, Tony Rockoff (35) aus Hamburg, Toni Manzanares (51) aus Barcelona/Spanien und natürlich Moses Urbano (51) selbst. Wenn du mehr über die verschiedenen Teilnehmer erfahren möchtest, ich habe die Namen mit ihren jeweiligen Websites verlinkt.

Moses Urbano ist einer von Romana Kryzanowskas sogenannten "Gold Card Studenten". Die Gold Card verlieh Romana Kryzanowska nur an ihre fortgeschrittensten Studenten. Moses ist außerdem eines von drei männlichen Models in Romanas berühmter "Legacy" DVD-Produktion.

Ich hatte Moses erstmals auf der, von Alice Talkington organisierten, "Authentic Pilates Convention" in Berlin kennengelernt und auch diesmal muss ich mich bei Alice bedanken, denn erstens stellte sie den Kontakt zu Moses her und zweitens fand der Workshop in ihrem schönen Art of Contrology Studio in Berlin Schöneberg-Friedenau statt.

Kaum in Berlin angekommen und ins Hotel eingecheckt, gab es schon ein erstes Treffen mit Moses und Toni in einem Café mit dem schönen Namen Atelier Cacao in der Nähe des Hotels. Von da fuhren wir zu Alice Studio.

Toni Manzanares, Moses Urbano und Reiner Grootenhuis im Atelier Cacao

Donnerstag Abend gegen 18:30 ging es los und, da Moses zwar schon mit Fred intensiver in Malmö und Tony zumindest auf der Authentic Convention gearbeitet hatten, wollte er erst einmal sehen, wie wir uns bewegten. Die erste Stunde beobachte Moses nur unser Workout auf Reformer, Matte, Wunda Chair und Arm Chair. Ein klein wenig Prüfungsgefühl war zumindest bei mir vorhanden, denn als ursprünglich BASI Ausgebildeter habe ich mir zwar die "klassischen" Versionen und Abläufe erarbeitet (Großen Dank an Brett Howard), aber vorturnen musste ich sie am Stück noch nie. Erst nach der Stunde begann Moses hier und da uns im Finden des Powerhouses, der optimalen Position von Füßen, Armen, Händen etc. und der richtigen Muskelrekrutierung zu unterstützen. Und schon waren wir mittendrin in der Arbeit.

Von der ersten Minute war klar, das hier war etwas Besonderes. Fünf Männer, die auf unterschiedlichen Wegen zum Pilates gefunden hatten, sei es bspw. über einen durch Bodybuilding zu muskulösen und zu steifen Köper, oder einen durch die Fußballkarriere verschlissenen Körper.

Dieser Workshop bestand nicht, wie bei anderen Workshops üblich, vor allem aus dem Beobachten anderer beim Pilates, sondern 50% der Zeit trainierte man selbst.

Wir hätten vermutlich noch viele Stunden weitergearbeitet aber, einer von uns musste noch im Hotel einchecken und so wurde es "nur" 22 Uhr.

Der nächste Tag fokussierte sich dann auf eine Review des Pilatessystems auf dem Reformer. Fünf Männer, inklusive Moses, hieß auch 5 verschiedene Körpertypen. Für jeden unserer Körper und für jede Übung hatte Moses Tweaks, um uns mehr mit unserem ganzen Körper und unserem Powerhouse zu verbinden. So sprangen plötzlich ganze Muskelgruppen an, die wir so vorher noch nicht wahrgenommen hatten. So wurde manche scheinbar eigentlich altbekannte Übung plötzlich zu etwas, bei dem man zu zittern begannen, weil verschüttete Muskeln zu arbeiten begannen und diese natürlich im Vergleich zu den anderen bereits entwickelten Muskeln erst einmal deutlich schwächer waren.

Aber nicht nur individuelle Anpassungen, sondern auch für Männer im Allgemeinen optimalere Positionen und Weiterentwicklungen vermittelte Moses mit einer Begeisterung und Energie, die unglaublich war. Ein Teil der Modifikationen und Variationen war Material, das Moses zum einen von Romana erhielt und zum anderen über die Jahre mit seinen männlichen Kunden in seinem "Laboratorium" erarbeitet hatte. So ging der Tag rasend schnell vorbei. Das Energielevel war unglaublich und bis auf eine kleine gemeinsame Mittagspause in einem nahen Café haben wir einfach durchgearbeitet. Krönender Abschluss war dann der gemeinsame Besuch des Berliner Weihnachtsmarkts auf dem Gendarmenmarkt.

Der letzte Tag begann am Vormittag auf der Matte. Ein Übungsfeld, bei dem ich manchmal in Bezug auf Männer und mein eigenes Training etwas gemischte Gefühle habe, denn einige Übungen sind für Männer doch oft etwas "beklemmend". ;-)

Hier waren die "Lösungen", die Moses uns mitgab, manchmal überraschend einfach und gleichzeitig so wirkungsvoll, dass wir alle staunten wie wir so manche Übungen völlig neu entdeckten und endlich Stretches an den Stellen spürten, wo wir sie vorher nie wahrgenommen hatten. Ein wichtiger Aspekt war manchmal das Reduzieren des von uns als "normal" wahrgenommenen Bewegungsradius und durch diese Reduktion eine deutliche Steigerung der Übung zu erleben. Viele scheinbar einfache Übungen sind oft, wenn man den gesamten Bewegungsradius nutzt, sehr sehr fortgeschritten und selbst nach Jahren des Trainings eben doch noch das Quäntchen zu viel, was dazu führt, dass man die Übung eigentlich nicht richtig durchführt. Eine echte Lehrstunde in Bescheidenheit, die mich aber mit der Matte vollständig versöhnt und neu verbunden hat.

Nachmittag und Abend dienten dem Rekapitulieren des von uns gelernten und Moses zeigte sich erst zufrieden, wenn wir alle Aspekte umsetzen, die er uns beigebracht hatte. Na ja, also fast alle, denn alle ist und bleibt ohne weitere Jahre des Übens unmöglich. Daher kommen auch meine zwei Lieblingszitate des Workshops:

"Only one more" - und natürlich war es nicht "nur noch eine" Wiederholung, sondern eben genauso viele wie notwendig waren, um die Arbeit an der richtigen Stelle zusammenzubringen. Das konnten dann auch mal leicht 30 Teaser werden. Aber das war gut so! Und wenn man es richtig macht (es ist zwar schwer es richtig zu machen) ist es eigentlich für den Körper leicht, weshalb auch keiner von uns Muskelkater hatte. Und natürlich mussten wir die eine oder andere taktile Unterstützung auch an uns gegenseitig einüben, also noch "Only one more."

Das andere Lieblingszitat gehört in den Kontext der Unterrichtsmethode von Moses. Denn Moses lässt jede Frage zu, aber er schätzt das Theoretisieren über die Pilates Übungen nicht. Daher war ihm immer wichtig, dass wir möglichst praktisch begriffen worum es geht. Und wenn wir doch einmal in eine zu starke Kopfsteuerung einer Übung verfielen und es damit entschuldigten, dass wir erst die verschiedenen Teile seiner vielfältigen verbalen und taktilen Anweisungen der Art: "Push here, press this together, lift there, why do you bend your arms, ..." "integrieren" müssten, sagte Moses: "Don't integrate, just do it." Wie treffend.

Der Workshop war insgesamt eine wunderbare Erfahrung und ich bin Moses, Toni, Fred und Tony unheimlich dankbar für die gemeinsame Arbeit. Jeder hat zu jedem Zeitpunkt alles getan um den anderen zu unterstützen. Und das ist wirklich ein Geschenk. Danke!